Übers Ehrenamt zur Politik - woher ich komme

Mit meinen Eltern Hermann (gestorben im Dezember 2018) und Marianne lebte ich bis 1975 in Augsburg-Oberhausen, wo schon mein Großvater zeitweise stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender war. Mein Vater – ebenfalls jahrzehntelang Mitglied unserer Partei – hat sich als gelernter Industriekaufmann bis ins Management von NCR hochgearbeitet und es mir ermöglicht, Jura zu studieren. Meine Mutter ist Hausfrau, nachdem sie ihren Beruf als Industriekauffrau (damals noch „Industriekaufmann“) bei meiner Geburt aufgegeben hat.

Früh lernte ich mit meinem Vater bei seinem Hobby als Schiedsrichter jede Menge Fußballplätze in Schwaben und den anderen bayerischen Bezirken kennen. Nach und nach erfuhr ich, was es heißt, Verantwortung im Ehrenamt zu übernehmen und sich für die Gesellschaft und die Menschen und ein gutes Miteinander einzusetzen. Später wurde mein Vater Bezirksvorsitzender des Bayerischen Fußball-Verbands in Schwaben und Vizepräsident des Bayerischen Fußball-Verbands. Viele Jahre war er auch Ehrenamtsbeauftragter des DFB. Aus meinen „Kindertagen“ rühren aber auch meine ersten – noch unbewussten – Begegnungen mit der Politik, so u. a. mit Hans Breuer, der dann 1972 als damaliger Sportreferent der Stadt zum Oberbürgermeister Augsburgs gewählt wurde und mit dem ich bis heute freundschaftlich verbunden bin.

Jürgen Igelspacher
Mit Jürgen Igelspacher, Geschäftsführer beim Bayerischen Fußball-Verband, gehe ich gern mal zum Fußball.

Während der Schulzeit wurde ich „Chefredakteur“ der Schülerzeitung „Spektrum“ am Gymnasium Neusäß. In dieser Zeit kam ich mehrmals mit der von obrigkeitsstaatlichem Denken geprägten Schulstruktur in Kontakt (und Konflikt). Es wurde mehrfach durch die Schulleitung versucht, die Schülerzeitung zu zensieren. Hiergegen schloss ich mich mit Gleichgesinnten in der „Jungen Presse Bayern e. V.“ zusammen, um für eine Änderung und Liberalisierung der damaligen Schulordnung zu kämpfen. Dieser Kampf hatte dann letztlich – im Jahre 2005 (!) – Erfolg, als die Schülerzeitungszensur endlich abgeschafft wurde. Man sieht: Es braucht zwar einen langen Atem, aber wenn man Menschen für seine Ziele gewinnt, dann kann man auch etwas verändern.

Prägend in diesen Jahren und für mein politisches Engagement bis heute war für mich auch, dass man für das Tragen einer „Stoppt-Strauß-Plakette“ noch von der Schule fliegen konnte oder zumindest fast täglich Ärger bekam. Und dass mein Auto (oder eigentlich das meiner Mutter) – ein Citroën 2CV „Ente“ – mit dem ich mit Freunden immer wieder nach Wackersdorf zu Demonstrationen gegen die Kernenergie und die geplante Wiederaufbereitungsanlage gefahren bin, mit schöner Regelmäßigkeit von vorn bis hinten durchsucht wurde – als ob jeder Demonstrant gleich ein Staatsfeind ist – wobei „CSU“ und „Staat“ in Bayern bei den Kontrollen wohl als identisch angesehen wurden.

Wir brauchen junge Menschen in der Partei, die sich engagieren und die sozialpolitischen Grundsätze vertreten.
Wir brauchen junge Menschen in der Partei, die sich engagieren und die sozialpolitischen Grundsätze vertreten.

Nachdem es in Neusäß damals keine offene Jugendarbeit gab, habe ich mich zusammen mit Jusos, aber auch Pfadfindern und jungen Mitgliedern aus anderen Vereinen in Neusäß für die Errichtung eines Jugendzentrums engagiert. Nach längeren, zähen „Verhandlungen“ ist es dann gelungen, zumindest „Jugendräume“ zu erhalten, die wir in den ersten Jahren gemeinsam als Jugendrat ehrenamtlich geöffnet hielten und führten. Zwischenzeitlich haben wir in Neusäß ein gut funktionierendes und auch hauptamtlich betreutes Jugendzentrum. Zur Zeit wird sogar ein Neubau des Jugendzentrums realisiert. Noch heute bin ich beim „Verein zur Förderung des Jugendzentrums der Gemeinde Neusäß“ dabei, wo man auch mal Zeit hat, bei all der sonstigen Hektik, „alte Freunde“ zu treffen.

Mit 16 Jahren (1979) Beitritt zur SPD

Mit 16 trat ich in die SPD ein und engagierte mich in der Juso-Schülergruppe, später auch als deren Leiter. Anschließend, über Jahre hinweg, hatte ich verschiedene Funktionen bei den Jusos, vom Schülerbeauftragten für Südbayern bis schließlich zum Unterbezirks- und Bezirksvorsitzenden der Jusos.

Von 1991 bis 2005 war ich Unterbezirksvorsitzender der SPD im Landkreis Augsburg, von 2005 bis 2013 war ich Bezirksvorsitzender der SchwabenSPD und beratendes Mitglied im Präsidium der BayernSPD. Im Vorstand des SPD Unterbezirks Augsburg bin ich ebenfalls beratendes Mitglied.

Seit 1996 bin ich Mitglied des Kreistags von Augsburg und dort seit 2002 SPD-Fraktionsvorsitzender. Bei dieser Arbeit lernt man nicht nur viele Menschen in und um Augsburg herum kennen, sondern muss sich detailgenau mit den Problemen der Region beschäftigen und versuchen, Unterstützung zur Umsetzung von Ideen sowohl in München, als auch beim Bund in Berlin zu finden. Eine enge Zusammenarbeit nach dem Motto „Stadt und Land – Hand in Hand“ ist dabei erfreulicher Weise bei der SPD selbstverständlich – während sich unsere konservativen Gegenspieler oftmals streiten. Seien es nun Themen wie die Mobilitätsdrehscheibe zusammen mit dem Regio-Schienen-Takt, die Finanzierung und der Betrieb des Zentralklinikums (Stichwort: „Das Uni-Klinikum kommt!!!“), die Wirtschaftsförderung, Ausbau von Universität und Hochschule oder das Schulwesen allgemein: Nur gemeinsam – wenn wir alle Kräfte bündeln – erreichen wir etwas. Daher ist eine vertrauensvolle und vor allem enge Abstimmung der Politik in der Region Grundlage meiner Arbeit.

Als Kreisrat war ich bis Mitte 2010 für die SPD Mitglied des Verwaltungsrats der „Wertachkliniken Bobingen und Schwabmünchen“ und Stellvertreter in der Verbandsversammlung des Krankenhauszweckverbands Augsburg (Zentralklinikum).

Seit 1984 bin ich Gewerkschaftsmitglied (früher ÖTV, jetzt ver.di). Seit 1991 bin ich Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, derzeit tätig im Vorstand des Ortsvereins Neusäß und in der Schiedskommission der AWO in Schwaben. Im Jahr 2009 wurde ich in den Vorstand des Bayerischen Roten Kreuzes im Landkreis Augsburg berufen.

Von 1996 bis 2005 war ich Stadtrat in Neusäß. 2005 gab ich dieses Ehrenamt auf, da ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit als hauptberuflicher Geschäftsführer der Landtagsfraktion in München nicht mehr genügend Zeit hatte, an Sitzungen von Fraktion und Stadtrat teilzunehmen. Insbesondere kam es auch oft zu zeitlichen Überschneidungen mit dem Kreistag. Und dazu stehe ich: Wenn ich bei allem Engagement eine Aufgabe nicht voll erfüllen kann, gebe ich lieber meiner Nachrückerin oder meinem Nachrücker die Chance, Stadtrat zu werden und für die Bürgerinnen und Bürger und die SPD das volle – auch zeitliche Engagement – einzubringen, das man mit Recht auch bei diesem Ehrenamt erwarten kann.

Von 2002 bis 2004 war ich Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) in Schwaben als Nachfolger von Martin Pfaff, ehemaliger MdB. Dort bin ich weiterhin Mitglied des Bezirksvorstands. Gerade in dieser Tätigkeit lernt man die Vielfalt der möglichen Ansätze zur Lösung von sozialen Problemen kennen und auch die dringende Notwendigkeit, dass der Staat mehr Hilfen zur Selbsthilfe anbietet und die Weiterentwicklung von bürgerschaftlichem Engagement in und für unsere Gesellschaft unterstützt.

Ferner bin ich Mitglied im Kuratorium von EUKITEA, einem europäischen Theaterprojekt mit angeschlossenem Europäischen Kinder- und Jungendtheaterhaus in Diedorf.