60 Euro und ein Punkt in Flensburg – abschreckend genug, um das Handy im Auto nicht zu benutzen? Wer mal genauer hinschaut, der sieht immer wieder Autofahrer, die trotz des Verbotes auf dem Handy herumtippen oder sogar mit Handy am Ohr fahren. Deshalb hat der ACE (Auto Club Europa) seine jährliche deutschlandweite Aktion unter das Motto „Park dein Handy, wenn du fährst!“ gestellt. Die Schirmherrschaft für Augsburg hat der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller übernommen.
Zusammen mit dem ACE-Regionalbeauftragten für Bayern, Florian Baar, und dem Augsburger Kreisvorsitzenden des ACE, Harald Eckart, traf sich Güller an einem der Verkehrsknotenpunkte der Stadt, an der Kreuzung Bürgermeister-Ackermann-Straße/Holzbachstraße. „Ich glaube, relativ viele haben heutzutage schon eine Freisprecheinrichtung im Auto, aber WhatsApp, Fotos anschauen, E-Mails checken, das sind die noch größeren Probleme als das reine Telefonieren“, so Güller. Das sehen die beiden Augsburger Polizeibeamten Stefan Hackl und Jochen Brand ähnlich. Der Leiter der Polizeiinspektion 6 und sein Verkehrssachbearbeiter unterstützten die Aktion des ACE.
In modernen Fahrzeugen bestehen enorm viele Ablenkungsquellen: Fahrassistenz-, Multimedia-, Warn- und Navigationssysteme oder Bedienelemente, auf denen angefangen vom Reifendruck über den aktuellen Benzinverbrauch bis hin zum fälligen Motorölwechsel alle erdenklichen Informationen dargestellt werden können, und dann kommt noch die Bedienung des Smartphones dazu.
Zunehmend werde, vor allem bei schweren Unfällen, gezielt geprüft, ob die Ursache auch in der unerlaubten Handynutzung liegen könnte, berichten die beiden Polizeibeamten beim Vor-Ort-Termin. Ablenkung ist eine oft unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr. „Eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr, ob als Kraftfahrer, Fahrradfahrer oder Fußgänger, erfordert jederzeit die volle Konzentration auf das Verkehrsgeschehen, bereits eine kurze Unaufmerksamkeit kann unter Umständen nicht nur zu gefährlichen Verkehrssituationen oder riskanten Fahrmanövern, sondern auch zu schlimmen Unfällen führen“, betonte Stefan Hackl.
Park dein Handy, wenn du fährst – darüber sind sich Polizei (Jochen Brand und Stefan Hackl, von links), ACE (Harald Eckart und Florian Baar) und der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller als Schirmherr der Aktion in Augsburg einig.
Zur Verdeutlichung: Wer auf der Landstraße mit 80 Stundenkilometern zwei Sekunden auf sein Handy schaut, legt die Länge eines halben Fußballfeldes zurück, bei 50 Stundenkilometern ist es „nur“ die Länge eines Tennisplatzes. Ob ACE, Politik oder Polizei, allen geht es um Sensibilisierung und Aufklärung und nicht darum, möglichst viele Bußgelder einzukassieren. Doch während der 45 Minuten an der Straßenkreuzung in Augsburg hätte manch einer zahlen müssen, wenn die beiden Polizisten nicht „nur“ zum Informationsaustausch gekommen wären.
Einige Fahrer ließen elegant ihr Smartphone herabgleiten, als sie die Warnwesten mit der Aufschrift „Polizei“ erblickten. „Das Smartphone ist eine tolle Sache, ich kann mir ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen, aber am Lenkrad kann es tödlich sein, deshalb habe ich die Schirmherrschaft für diese ACE-Aktion sehr gerne übernommen“, so Harald Güller, der im Moment gar nicht in Versuchung kommen kann, sein Smartphone ist nämlich kaputt.