Integration ist ein großes Wort, das kein Lippenbekenntnis sein darf, sondern gelebt werden muss. Eine Aufgabe für alle, die nach Deutschland kommen und für alle, die in Deutschland leben. Diese Aufgabe haben sich viele Ehrenamtliche in Memmingen schon vor Jahrzehnten auf die Fahne geschrieben. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft und auch der Ausländerbeirat sind beispielsweise zwei alteingesessene Organisationen, die Integration ermöglichen, genauso wie die Kirchen und Glaubensgemeinschaften, zu denen natürlich auch muslimische gehören.
Integration ist nichts Neues in Memmingen, aber sie hat auch dort in jüngster Vergangenheit eine neue Dimension erreicht. Überall in Vereinen und Verbänden, aber auch in Verwaltungen und Ämtern, überall in Schwaben, Bayern und Deutschland gibt es Menschen, die mit Integration zu tun haben. Deren Engagement ist enorm wichtig, damit Integration gelingen kann und ein „Zusammen“-Leben überhaupt möglich wird.
Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Harald Güller und Arif Tasdelen hatten deshalb kürzlich zu einem Empfang nach Memmingen eingeladen. Damit wollten sie im Namen der SPD-Landtagsfraktion allen Danke sagen, die an einer erfolgreichen Integration mitarbeiten, ob ehrenamtlich oder beruflich, aber auch, um sich über Probleme zu informieren, sich einen Überblick zu verschaffen, was vor Ort gut läuft und was verbessert werden könnte. Nebenbei konnten die Eingeladenen untereinander neue Kontakte knüpfen und ihre Erfahrungen austauschen.
Mit Arif Tasdelen hat die SPD-Landtagsfraktion einen Sprecher für Migrations- und Integrationspolitik, der in Anatolien in der Türkei geboren worden ist und mit sechs Jahren nach Deutschland kam. Seit 2013 ist er Abgeordneter der SPD im Bayerischen Landtag. Seine Frau stammt aus dem Nordirak und ist in Nürnberg aufgewachsen, wo beide mit ihrer kleinen Tochter leben. Tasdelen brachte zahlreiche Beispiele in denen eines klar wurde: Die persönliche Erfahrung mit Flüchtlingen ist gering, das vermeintliche Wissen über die (finanzielle) Über-Versorgung in Deutschland aber groß. So komme es oft zu Vorurteilen. „Die Politik muss das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen“, so Arif Tasdelen, „um Vorurteile abzubauen.“
Begegnungen sind für Tasdelen das Beste, um Integration zu ermöglichen und Ängste abzubauen. Er will die Ehrenamtlichen stärker entlasten und die Kommunen bräuchten dringend mehr Geld, denn dort werde die wichtige Integrationsarbeit geleistet.
Ein Fazit des Abends: Erst dann, wenn es vollkommen egal ist, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat, welchen Glauben er hat und welchen „Status“, wenn jeder jeden einfach als Mitmenschen akzeptiert, dann ist Integration gelungen, das ist aber noch ein weiter Weg. Wichtige Schlüssel zur Integration sind Sprache, (Aus-)Bildung und Arbeit. Arbeit setzt gute Sprachkenntnisse voraus, deshalb ist es höchste Zeit, ernsthaft mehr in die sprachliche Ausbildung von Migranten und Flüchtlingen zu investieren und dafür das notwendige Geld auszugeben.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller hatte den Empfang zusammen mit der Memminger SPD organisiert und wies darauf hin, dass es die Eingeladenen seien, die dafür Sorge tragen, dass Kinder, Frauen und Männer, die ihre Heimat verlassen mussten und nach einer teils traumatisierenden Flucht bei uns ankommen, ein Stück Geborgenheit und eine menschenwürdige Unterkunft vorfinden. Güller, auch Sprecher der schwäbischen SPD-Landtagsabgeordneten: „Ich habe hohen Respekt vor Ihrem Engagement.“