Harald Güller trifft sich im Holzwinkel mit Bund Naturschutz
Die Staatsstraße 2036 ist eine der Lebensadern im Holzwinkel, verbindet die dortigen Gemeinden in der einen Richtung mit Gersthofen und Augsburg, in der anderen Richtung mit Wertingen. Teilstücke wurden bereits ausgebaut, jetzt geht es um die Strecke zwischen Heretsried und Holzhausen (ein Ortsteil von Gablingen) und um die Strecke zwischen Emersacker und Heretsried. Beide sollen ausgebaut werden, aber wie? Der Bund Naturschutz (BN) will eine bestandstreue Sanierung, das Staatliche Straßenbauamt will mehr oder weniger einen Vollausbau. Nun scheiden sich die Geister und es gilt, in den verschiedenen Teilbereichen die richtigen, zeitgemäßen Lösungen zu finden. Während die Strecke ab Holzhausen ab Anfang 2021 in die Planfeststellung gehen soll, gibt für den weiteren Streckenabschnitt erst einen Vorentwurf.
Der Bund Naturschutz hat sich deshalb an den SPD-Landtagsabgeordneten Harald Güller gewandt, um auf politischer Ebene für Verständnis zu werben. „Ich verstehe, dass der Bund Naturschutz die Vorgehensweise des Straßenbauamtes, das sich an die Richtlinien für die Anlage von Landstraßen (RAL) hält, an einigen herausgehobenen Stellen des Projekts als nicht mehr zeitgemäß empfindet“, sagte Güller nach einem Ortstermin an der Staatsstraße mit Vertretern des Bundes Naturschutz und der regionalen SPD-Ortsvereine. Das will er allerdings nicht als Kritik am Amt verstanden wissen, sondern vielmehr als Kritik an den Vorgaben, die das Straßenbauamt relativ strikt zu erfüllen hat. Güller ist sich mit dem Bund Naturschutz einig, dass sich die „Planungsphilosophie“ (Zitat des BN) auf Seiten der Behörden ändern müsse: die Gegebenheiten vor Ort konkret anschauen, die Planung daran ausrichten und, wo immer möglich, naturverträglich sanieren bzw. ausbauen, wie es ein Vertreter des BN formulierte. Hierfür ist es dringend notwendig, dass mehr Freiraum besteht die Normen der RAL flexibel und angepasst an die Lage vor Ort anzuwenden. Das sei der richtige Weg, um Flächen zu sparen, weniger in die Natur einzugreifen und letztlich auch um die Kosten für solche Maßnahmen zu senken.
Güller wörtlich: „Überdimensionierte Planungen passen nicht mehr in unsere Zeit, vernachlässigen den Klimaschutz und berücksichtigen nur den Autoverkehr und nicht alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen. Ein Beispiel für eine solche überdimensionierte Planung ist leider teilweise die konkrete Ausführung der sicher notwendigen Ortsumfahrung Adelsried.“ Aber was heißt das konkret für die Staatsstraße 2036? „Miteinander reden und nochmal schauen, welche Änderungen sinnvoll und möglich sind“, meint der SPD-Politiker. Dass die Kurve am Peterhof so stark wie jetzt geplant verlegt werden soll, kann er nicht nachvollziehen. Hier müsste eine noch bestandsnähere Variante mit weniger Eingriff in die Natur möglich sein. Denn die Kurve wirke sich ja auch eher geschwindigkeitsreduzierend aus, was an dieser Engstelle sinnvoll sei, meint er. Die jetzt vom Straßenbauamt vorgelegte zweite Planung für die Abzweigung nach Bonstetten an der Staatsstraße 2036 erachtet Güller hingegen als guten Kompromiss, der mit einem deutlich geringeren Geländeeinschnitt als zunächst vorgesehen zu Recht komme. Bereits mit dieser Umplanung habe sich viel vom Einsatz des Bund Naturschutz positiv ausgezahlt.
Kritisch dagegen ist die Situation am Weiherbachtal. Der Eingriff in der S-Kurve wäre besonders groß und beträfe auch einen Bereich, der dem Bund Naturschutz gehört und ökologisch sehr wertvoll ist. Der BN hat schon mehrfach angekündigt, sich als Grundstücksbesitzer mit allen Mitteln zu wehren und durch alle Instanzen zu klagen, falls es nötig werde. Unstrittig ist für Güller und den BN, dass überall – wenn irgendwie möglich – ein Rad- und Gehweg vorhanden sein müsse. Für Güller hat dabei eine direkt die Straße begleitende Streckenwahl – auch wenn der Rad- und Gehweg nicht in allen Punkten RAL-konform ist – Vorrang. Das sehen auch die Bürgermeister von Heretsried, Heinrich Jäckle, und von Emersacker, Karl-Heinz Mengele, so. Bei einem Treffen mit den beiden ist deutlich geworden, dass für sie der Ausbau der Strecke sowohl für die örtliche Bevölkerung als auch für die Stärkung und weitere Entwicklung der Kommunen unausweichlich ist, und sie auch darauf drängen, dass dies bald geschehe. „Schlussendlich müssen wir von politischer Seite deutlich machen, dass eine Sanierung und ein Ausbau der Staatsstraße auch mit etwas niedrigeren Standards, aber dennoch sicher, gemacht werden soll. Dann kann von Seiten des Straßenbauamtes für noch strittige Stellen an der Strecke noch einmal Bewegung in die Sache kommen und ein Ergebnis erzielt werden, dass einen Ausgleich zwischen den Positionen des BN und den Belangen der betroffenen Kommunen, aber auch der Verkehrsteilnehmer schafft.“, stellt Harald Güller fest. „Und für künftige Planungen muss von Anfang an über eine andere Herangehensweise und andere Fördermöglichkeiten nachgedacht werden. Sonst ziehen sich solche Verfahren über viele Jahre hin und davon hat niemand etwas.“