Kunstrasen: Keine Panik!

06. August 2019

SPD-Politiker besuchen Hersteller, der an Alternativen arbeitet

Die Schlagzeilen in den letzten Tagen haben viele Sportvereine und Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aufgeschreckt. Mikroplastik im Kunstrasen zieht EU-weites Verbot von Kunstrasenfeldern nach sich, war der Tenor der Berichterstattung und immer wieder wird in diesem Zusammenhang auf eine Studie verwiesen. Die beiden Sportpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Diana Stachowitz und Harald Güller, haben sich die Studie näher angeschaut und sich auch bei der Firma Polytan in Burgheim (zwischen Rain am Lech und Neuburg an der Donau) sachkundig gemacht.

Kunstrasen

„Die Studie beruht leider nicht auf den deutschen Normen für die Verwendung von Kunstrasen, sondern ist nur eine grobe Zusammmenfassung und Hochrechnung von Studien aus mehreren Ländern, die unterschiedliche, zum Teil deutlich lockerere, Standards haben und wohl auch andere Materialien verwenden als Deutschland“, erklärt Güller. „Wir brauchen dringend eine Versachlichung der Debatte, die Studie ist schlichtweg falsch.“ Auf dieser Basis keine neuen Sportplätze mehr mit Kunstrasen zu bauen und die bestehenden nicht zu sanieren, wäre der Wahnsinn, sagt Harald Güller. Kunstrasen wird dort eingesetzt, wo so viel Spielbetrieb stattfindet, dass ein Naturrasenbelag dem nicht standhalten würde, also vorrangig auf Trainingsplätzen. Das Material hat eine Lebensdauer von zehn bis zu 20 Jahren und das aktuelle Material kann anschließend recycled werden. Und es gibt keinerlei Hinweise, dass es während der Nutzung irgendwelche negativen gesundheitlichen Auswirkungen gibt.

Kunstrasen 2

Im Moment gibt es auch (noch) keine länger erprobte Alternative zum heute zur Auffüllung des Sportplatzes benutzten Granulat. Das sogenannte „Infill“ muss auf den Rasenfeldern im Laufe der Zeit immer wieder aufgebracht werden und besteht heute unter anderem aus Kautschuk. An dieser Stelle konnten sich Stachowitz und Güller bei Polytan aber über vielversprechende Ansätze informieren. Rohstoffbasis könnten künftig Hanf oder Kork sein. Güller: „Gerade die Nutzung von Hanf entwickelt sich vielversprechend , auch wenn bis zum flächendeckenden Einsatz noch einige Hürden – gerade beim Thema der Zertifizierung – zu überwinden sind.“

Eines betont Güller ganz klar: „Ein europaweites Verbot von Kunstrasenfeldern, wie es gerade herumgeistert, wird auf EU-Ebene nicht geplant.“ Die Kommunen oder Sportvereine, die heute Kunstrasenplätze bauen, können sich damit praktisch sicher sein, dass sie ihren Platz über Jahrzehnte nutzen können.

Eine sinnvolle Ergänzung sehen sowohl Güller als auch die Firma in Drainagen und Abtretgittern bei den Ausgängen, um das Granulat möglichst noch besser als heute aufzufangen. „Für die entstehenden Mehrkosten könnte der Freistaat Zuschüsse gewähren“, fordert der Sportpolitiker Güller, „sonst baut das keiner ein.“

Fazit: Gerade in Ballungsräumen und bei Vereinen mit sehr hoher Nutzung der Spielflächen ist Kunstrasen nach wie vor eine gute Möglichkeit den Menschen Sport zu ermöglichen. Stattdessen gleich mehrere Naturrasenplätze anzulegen ist allein schon aus Platzgründen keine Alternative. Und Sport so weit zurückzufahren, dass Naturrasenfelder ausreichen, das ist für uns als Sportpolitiker undenkbar.

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