Nicht nochmal die gleichen Fehler machen!

31. Oktober 2017

Die Maßnahme sei am Anfang schon aus der Spur geraten, räumte ein Vertreter der Obersten Baubehörde letzte Woche (26. Oktober 2017) im Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags ein, als es um die extreme Kostensteigerung bei der Sanierung des Gärtnerplatztheaters in München ging. Damit es in Augsburg bei der Sanierung des Stadttheaters nicht genauso passiere, seien einige Punkte zu beachten, sagt der Augsburger SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller, der stellvertretender Vorsitzender im Haushaltsausschuss ist.

Beide Projekte seien vergleichbar, was zum Beispiel Altbestand, Probleme mit dem Untergrund und Ausweichspielstätten betreffe. Augsburg sei allerdings ein noch größeres und komplexeres Projekt. „Im Dezember 2010 waren für das Gärtnerplatztheater 70 Millionen Euro veranschlagt, jetzt liegen wir bei 120 Millionen Euro, das ist eine Steigerung von 70 Prozent“, ärgert sich der Politiker.

Finanzieller Puffer ist aufgebraucht

Er weist schon seit langem darauf hin, dass das Architekturbüro in beiden Fällen das selbe ist. Beim Gärtnerplatztheater sei es bei der Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Architekten, Ingenieuren und dem Bauherrn, das ist der Freistaat Bayern, zu Reibungsverlusten gekommen, drückt sich Harald Güller höflich aus. Außerdem sei in Augsburg fast der gesamte Puffer, der für Unvorhergesehenes eingeplant war, schon jetzt aufgebraucht. Güllers Kommentar: „Das geht ja schon gut los.“

Stadttheater schwarzweiß

Er weist auf mehrere Fehler hin, die es in Augsburg zu vermeiden gilt und die sich aus der ausführlichen Befragung der Beamten im Haushaltsausschuss ergeben haben: Die Zeitschiene sei von Beginn an zu kurz angesetzt gewesen, mit der Bauzeitenverlängerung sei es zu drastischen Folgekosten und Steigerungen gekommen. Die Grundlagenermittlung, dazu gehören der Zustand von Untergrund, Bauwerk und Technik, bezeichnet Harald Güller als mangelhaft.

Projektsteuerung extern vergeben

Im Laufe der Bauphase seien immer wieder neue Nutzerwünsche hinzugekommen. Deshalb will Güller für Augsburg in der Bauphase nur dann Änderungen zulassen, wenn sich gesetzliche Grundlagen ändern, zum Beispiel beim Brandschutz. Weil in München die Ausweichspielstätten, länger als ursprünglich gedacht, genutzt worden waren und die Verträge dies nicht von vornherein berücksichtigt hatten, stiegen die Kosten in diesem Bereich überdurchschnittlich.

Güller weiter: „Die Projektsteuerung darf nicht in der Hand des Architekten bleiben. Architektur- und Ingenieurbüros, die selbst an der Sanierung beteiligt sind, können das nicht leisten. Ein umfassendes Controllingprogramm muss extern vergeben werden.“

Maximale Transparenz erreichen

Richtigerweise, so Güller, hat die SPD-Stadtratsfraktion in Augburg frühzeitig und zu Recht eine Kontrollkommission gefordert. SPD-Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich: „Es ist zwingend erforderlich, eine politische Kontrollkommission einzurichten, die über alle Parteien hinweg von Vertretern der verantwortlichen Beteiligten mindestens vierteljährlich umfassende Informationen erhält, die protokolliert werden. Nur so ist eine maximale Transparenz gewährleistet.“

Hinzu kommen muss für Güller auch ein baubegleitendes Schadenersatz- und Regressmanagement. Er weist darauf hin, dass beim Gärtnerplatztheater erst jetzt nach Ende der Maßnahme die Fehler gesucht würden, um sie noch geltend zu machen. Allerdings nur mit geringer Aussicht auf Erfolge.

Realistische Zeitschiene ansetzen

Die Fortschreibung der Kosten müsse immer zeitnah erfolgen und zwar zusammen mit einer Kontrolle, ob die Baupreissteigerungen, mit denen kalkuliert wird, noch realistisch sind. Im Fall Augsburg sind dafür fünf Prozent pro Jahr festgelegt. Eine realistisch gerechnete Zeitschiene, die immer wieder zu aktualisieren ist, was zum Beispiel die archäologischen Untersuchungen betrifft, ist dem SPD-Haushaltsexperten Harald Güller ebenfalls wichtig.

Sein Fazit: „Die Entscheidung zur großen Theatersanierung ist gefallen und sie war auch richtig. Die jetzt vorliegenden Kosten müssen aber eingehalten werden. Die Fehler beim Gärtnerplatztheater, einem staatlichen Bau, dürfen sich beim städtischen Bau Stadttheater Augsburg nicht wiederholen.“

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