Die Probleme sind erkannt, jetzt müssen sie gebannt werden. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis ziemlich kompliziert. Die bundesweiten strukturellen Probleme an Krankenhäusern, insbesondere in den Notaufnahmen, machen auch vor dem Augsburger Zentralklinikum nicht Halt. Die Frage ist: Was tun?
Um zu einer Antwort zu kommen, trafen sich der Augsburger SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller, sein Kollege aus dem Landkreis Augsburg, Herbert Woerlein und die Gesundheitsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Kathrin Sonnenholzner, mit dem Chefarzt der Notaufnahme, Dr. Markus Wehler.
Sonnenholzner, selbst Ärztin und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bayerischen Landtags, Güller und Woerlein sehen zwei Ansätze, an denen es intensiv zu arbeiten gilt: die allgemeinen Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Notaufnahme müssen sich grundsätzlich ändern und die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) muss kooperativer werden und für die Schnittstelle zwischen ambulanter Behandlung und Notfallbehandlung im Klinikum mehr Verantwortung übernehmen.
Bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen geht es nicht vorrangig um zusätzliches Einkommen. Wichtiger für Ärzte und Pfleger sind vielmehr bessere Arbeitsbedingungen ohne ständige Überlastung, eine sektorenübergreifende Versorgung statt strenger Teilung zwischen ambulant und stationär, Ausweitung medizinischer Versorgungszentren, eine anerkannte ärztliche Zusatzweiterbildung in Notfall- und Akutmedizin und vieles mehr.
„Eines ist klar, wenn das Klinikum für die Behandlung eines Patienten in der Notaufnahme deutlich weniger Geld bekommt, als es insgesamt an Aufwand hat, dann kann nicht kostendeckend behandelt werden“, stellte Harald Güller nach dem Gespräch fest und betonte gleichzeitig unisono mit Sonnenholzner, Woerlein und Wehler: Dass Patienten nicht behandelt würden, weil sie ungedeckte Kosten verursachen, soweit werde es in Augsburg niemals kommen! Darauf legen alle vier großen Wert. Um langfristig die hohe Qualität der Notaufnahme am Klinikum zu halten, ist es dringend notwendig, dass endlich auch die sogenannten „Vorhaltestrukturen“ durch die Krankenkassen finanziert werden.
Die Kostenerstattung bei Patienten, die in der Notaufnahme behandelt werden und danach wieder nach Hause gehen können und nicht im Klinikum bleiben müssen, ist die gleiche, als wären diese Patienten „nur“ zu ihrem Hausarzt gegangen. „Das darf so nicht bleiben“, kritisierte Güller. Wehler pflichtete ihm bei, denn nicht immer sei von vornherein abschätzbar, welchen Erkrankungsgrad ein Patient habe und wie dringlich der Fall sei. Und das, was im Klinikum an medizinischer Ausstattung und an medizinischem Know-how zur Verfügung stehe, sei mit einer Hausarztpraxis nicht vergleichbar: sämtliche Fachärzte und sämtliche Apparaturen, das kann verständlicherweise keine Praxis bieten.
Die SPD-Politiker waren sich am Ende einig, dass am Klinikum hervorragende Arbeit geleistet werde und gerade in der Notaufnahme die Belastung dringend zu reduzieren sei, sowohl für das Personal im Pflegebereich als auch für die Ärzte.
Auf Antrag der Gesundheitsexpertin Kathrin Sonnenholzner hatte der Landtag vor einigen Wochen beschlossen, dass das bayerische Gesundheitsministerium einen Runden Tisch zur Sicherstellung der Notfallversorgung an bayerischen Krankenhäuser einrichtet. Der hat zwischenzeitlich seine Arbeit aufgenommen.