Oberhauser Bahnhof: SPD stellt schlechtes Zeugnis aus

07. August 2015

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen – nur leider nicht immer etwas Positives. Zumindest nicht, wenn er mit der Bahn reist und in seiner Mobilität eingeschränkt ist. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist in Augsburg der Oberhauser Bahnhof. Der Landtagsabgeordnete Harald Güller hat auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft 60plus der Augsburger SPD den Praxistest gemacht. Das Fazit der Genossen ist vernichtend.

Schon am Eingang scheitert Rollstuhlfahrerin Carmen Sturm, die ehrenamtlich beim Sozialverband VdK tätig ist. Sie muss den sogenannten Nachteingang benutzen, einen langen dunklen Schlauch an der Rückseite des Gebäudes, der auch nur über Kopfsteinpflaster zu erreichen ist. Nicht sehr einladend und gerade nachts auch nicht besonders vertrauenerweckend für Frauen. Sturm schafft es nur dank ihres großen Geschicks im Umgang mit dem Rollstuhl, ins Innere des Gebäudes zu gelangen, aber dann ist endgültig Schluss.

Wer nicht selbstständig laufen kann, muss sich zu den Bahnsteigen tragen lassen. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, schimpft Harald Güller beim Vor-Ort-Termin. Die Augsburger 60plus-Vorsitzende Gertrud Lehmann kündigte an, an Bahn und Staatsregierung zu schreiben, denn so könne der Bahnhof nicht noch zehn Jahre bleiben. Güller fordert von Deutscher Bahn und Freistaat für solche Fälle Sonderinvestitionsprogramme für Umbaumaßnahmen.

Barriereiheit am Oberhauser Bahnhof?

Täglich benutzen über 4000 Reisende den Bahnhof, darunter auch Menschen mit Einschränkungen, die gar nicht unter die klassische Schwerbehinderung fallen, zum Beispiel vorübergehend Krücken benutzen müssen, schlecht sehen oder „nur“ mit einem Kinderwagen unterwegs sind. Sie alle brauchen fremde Hilfe, denn allein ist der Bahnhof für sie nicht nutzbar. „Kein durchgehendes Blindenleitsystem, keine automatischen Türen, kein Aufzug, kein Garnichts! So darf man mit den Fahrgästen nicht umspringen“, ärgert sich Güller, „und der Bahnhof ist nicht mal auf der Liste derer, die in nächster Zeit barrierefrei umgebaut werden.“

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