Delegation des Bayerischen Landtags zu Besuch in der Ukraine
In diesen Tagen in die Ukraine zu reisen, ist eine besondere Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst. Gespräche mit Studenten und Uniprofessoren, ein Besuch im Kinderkrankenhaus und in einer Siedlung für Binnenflüchtlinge, Treffen mit Vertretern der deutschen Wirtschaft, Führungen und Informationsaustausch in Ministerien. Ein dicht gedrängtes Programm absolvierte die Delegation aus dem Bayerischen Landtag auf ihrer Ukraine-Reise.
„Das, was ich in der Stadt Charkiw und in Kiew erlebt und gesehen habe, beschäftigt mich noch immer“, fasste der Landtagsabgeordnete Harald Güller seine Eindrücke zusammen. Mit dabei war auch die Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Brigitte Meyer aus Merching. Beim Besuch eines Kinderkrankenhauses in Kiew wurden die Unterschiede zu Deutschland besonders deutlich. Die Ausstattung der Zimmer ist alles andere als kindgerecht und es fehlt an allen Ecken und Enden an moderner Technik und oft auch an bezahlbaren Medikamenten. Das Personal ist zwar hoch motiviert, aber die Ausbildung könnte noch deutlich verbessert werden. Am Rande des Besuches erfuhren der Augsburger SPD-Politiker Güller und Brigitte Meyer, dass beispielsweise Krankenschwestern im Monat nur etwa 80 Euro verdienen und gerne einige Monate zur Ausbildung nach Deutschland kommen würden. Die Delegation konnte als Spende einen Defibrillator des Münchner Flughafenvereins an den Chef der Kinderklinik übergeben.
Am Maidan in Kiew waren die Gäste von dem Blumenmeer beeindruckt. Blumen werden dort als Zeichen der Trauer um die ermordeten Demonstranten, aber auch als Zeichen des politischen Protestes gegen die weit verbreitete Korruption und den überall in Politik und Wirtschaft feststellbaren Einfluss der steinreichen Oligarchen abgelegt.
Charkiw oder auch Kharkiv – beide Schreibweisen sind in der Ukraine gebräuchlich, von russischer Seite wird Wert auf „o“ (Charkow) statt „i“ gelegt – ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt in der Ukraine. Eineinhalb Millionen Menschen wohnen offiziell in der Metropole. Hinzu kommen noch rund 300.000 Binnenflüchtlinge aus dem Donezbecken und Lugansk, die teilweise nur in Containern Unterkunft finden. Dort verteilten die bayerischen Gäste bei ihrem Informationsbesuch Plüschtiere an die Kinder, die ihnen fast aus den Händen gerissen wurden, so begehrt waren sie.
„Über das sogenannte Nürnberger Haus, das aufgrund der Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Charkiw als deutsch-ukrainisches Kultur- und Bildungszentrum vor 20 Jahren gegründet wurde, besteht eine besondere Verbindung zu Bayern, die durch unseren Besuch sicher ein Stück weit enger und intensiver geworden ist“, zogen Harald Güller und Brigitte Meyer ihr persönliches Fazit am Ende der Reise.